Abschlussbericht zum 2. Bauabschnitt der Restaurierung der Hesse- Orgel in der Kirche zu Holzhausen
(24.02.2016)
In der Planung sind drei Bauabschnitte zur Restaurierung des historisch wertvollen Instrumentes vorgesehen. Die ersten beiden Bauabschnitte sind nunmehr abgeschlossen: 2014 der erste und 2015 der zweite Bauabschnitt.
Dies entspricht einem Leistungsumfang von 24.514,00 Euro im ersten, 28.560,00 Euro im zweiten und für den kommenden dritten Bauabschnitt 28.560,00 Euro.

Die vollständige Restaurierung der Windladen im 2. Bauabschnitt waren das wichtigste Anliegen der geplanten Arbeiten. Risse wurden ausgespänt, Undichtigkeiten beseitigt (besonders auch die zahlreichen sogenannten Notbohrungen nach einem Wasserschaden um1990), die Schleifen, von denen die Stimmhaltung der Orgel besonders abhängt, abgedichtet und leicht gängig gemacht, damit die wertvollen alten Metallpfeifen nicht durch zu häufiges Stimmen überbeansprucht werden. Über und unter den Schleifen wurden Filzringe eingesetzt und die Dämme erhöht. Die Ventilauflagen wurden, wie im 18. Jahrhundert üblich, beledert. Auch die Ventile wurden neu beledert, Pulpeten in historischer Bauform neu angefertigt, die Spundbretter nachgepasst und gedichtet, Abzugsdrähte, Leitstifte und z.T. Ventilfedern erneuert. Die leider durch unsachgemäßen Umgang abgebrochenen, kunst-und liebevoll gefertigten zahlreichen Holzschrauben (meine Lieblingsbeispiele zum Vorzeigen bei Orgelführungen für die hohe Handwerkskunst des Orgelbauers im kleinsten Detail) wurden gleichartig mit Schrauben gleicher Gewindesteigung ergänzt.

Alle vorgesehenen Arbeiten wurden ordnungsgemäß erledigt. Die restaurierten Pedalladen wurden bereits wieder in der Kirche zwecks Akklimatisierung sicher gelagert.

Der Werkeinbau (technische Montage) ist derzeit nicht möglich, da in der Kirche gravierende Baumängel aufgetreten sind. Die Baumaßnahmen wurden nun ausgeschrieben. Sie sollen möglichst noch in diesem Jahr auch zu Ende gebracht werden, so dass Einbau und Fertigstellung der Orgel 2017 erfolgen können- ein Jahr später als ursprünglich vorgesehen.

Probleme bezüglich der Lagerkapazität der bereits restaurierten Teile konnten geklärt werden. Sie sind nun in der Orgelbauwerkstatt gelagert.

Einen Aufsehen erregenden Fund machten die Orgelbauer in ihrer Werkstatt: Im Pfeifenwerk der Holzhäuser Orgel fanden sich mehrere Originalpfeifen von Tobias Heinrich Gottfried Trost (1680-1759) aus der berühmten Trost- Orgel von Waltershausen- also Pfeifen, die älter sind als die Hesse-Orgel selbst. Ein Rätsel, was sich in der Beschäftigung mit der Geschichte beider Orgeln lösen ließ:

1897 veränderte Hugo Böhm an der Trostorgel die Tonhöhe. Einige Pfeifen wurden nun nicht mehr benötigt. Einige davon baute er im gleichen Jahr bei einer Reparatur an der Hesse- Orgel in Holzhausen ein.

Inzwischen wurde sich vom Orgelverein auch um den Prospekt - das „Haus“ der Orgel - gekümmert. Für diese Kosten, die außerhalb des Finanzierungsplanes liegen, konnte eine weitere Stiftung gewonnen werden.

Ein aufwendig restauriertes Werk soll auch in einem ansprechenden Gehäuse wohnen. Dazu wurde von einer Restauratorin eine umfassende Analyse der Erstfassung erstellt- mit hochinteressantem, historisch bedeutendem Ergebnis: Das Gehäuse besteht, entgegen in der Literatur überlieferter Angaben, aus einheimischem Fichtenholz

Die ursprüngliche Untergrund, der sich unter zwei nachfolgenden Fassungen zeigte, war astfrei, ebenmäßig gemasert, sorgfältig ausgewählt - denn die Holzoberfläche war ursprünglich als Sichtfassung vorgesehen. Die Oberfläche erwies sich bei der Freilegung nicht als der für Hesse typische braune Bernsteinlack, sondern als monochromer, brauner transparenter Lack bei gestalterischer Einbeziehung des Holzmaserungsbildes.

Eine nachfolgende Laboruntersuchung vom Büro für Bauten- und Kunstgutforschung bestimmte die Zusammensetzung der bräunlich transparenten Erstbeschichtung. Sie ergab mit Öl gebundene Pigmente aus Eisenoxidrot, Bleiweiß (Kreide/Gips).

Wir dürfen uns sehr glücklich schätzen, daß die an historischem Kunstgut und unserer Orgel sehr interessierte Dankwart- Stiftung komplett die Kosten für die Restaurierung des Orgelprospektes übernehmen wird und dieser in seiner ursprünglichen Fassung wieder hergestellt werden kann, mit Zustimmung aller dazu notwendigen Gremien.

Dies dürfte beispielgebend sein für alle die wunderbaren Instrumente dieser so zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Orgelbauerdynastie Thüringens, die ihrer dringenden Restaurierung harren und z. T. ein elendes Dasein fristen (Hörselgau, Salomonsborn, Ermstädt,…)

Die Arbeiten am Gehäuse in Holzhausen können und werden- unabhängig von den Bauarbeiten in der Kirche – demnächst beginnen.

Nach einem erfolgreichen Konzertjahr 2015 wird ungeachtet der Bauarbeiten in der Kirche das Konzertthemenjahr 2016 „Kinder macht Musik“ stattfinden - eventuell notfalls in Nachbarkirchen - mit einem monatlichen Konzert, das von Kindern und Jugendlichen auf unterschiedlichste Art gestaltet wird.

Wir danken von Herzen allen Geldgebern für ihre großzügige Unterstützung, und hoffen sehr, daß die Unterstützung weiter erhalten bleibt, um den dritten Bauabschnitt zu vollenden und somit die Restaurierung der wertvollen Orgel zu einem guten Abschluss kommt.

Dann kann die Königin von Holzhausen zur Ehre Gottes und der Freude der Menschen wieder in der Dreifaltigkeitskirche erklingen und für die ganze Region ein Signal sein.

Im Namen der Kirchgemeinde Holzhausen mit Pastorin Kahlert
und dem Verein zur Erhaltung der Hesse-Orgel und seinem Vorsitzenden Matthias Gehler

Gabriele Damm

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